Wer qualifiziert hier?

Im Gespräch mit Katrin Röpke

Studioportrait der Dozentin Katrin Röpke
Katrin Röpke. Foto: Privat

Führungskräfte, Vorstände, Moderator*innen, Reporter*innen und Nachwuchskräfte: Katrin Röpke bereitet alle auf Interviews, Auftritte und Präsentationen in der Öffentlichkeit vor. Fast zwanzig Jahre arbeitete sie als Journalistin vor und hinter der Kamera. Katrin Röpke lebt in Bremen und für die Grimme-Akademie leitet sie seit 2002 das Seminar „Interviews führen“

1.    Katrin, du bist eine unserer treuesten Dozentinnen und dein Seminar ist immer sehr beliebt. Bist du auch im nächsten Jahr wieder dabei?

Sehr gerne.

2.    Im Medienbetrieb hat sich sehr viel verändert. Auch die Art Interviews zu führen? Was beispielsweise hat Social Media verändert?

Interviews sind schneller geworden. Es findet – noch – weniger Vorbereitung statt. Der Druck, liefern zu müssen, ist bei vielen Interviewten größer geworden. Allerdings werden Interviews auch selbstverständlicher eingesetzt, z. B. in der internen Kommunikation in Unternehmen. Gleichzeitig – finde ich – fühlen sich Menschen berufen, Interviews zu führen, die andere Qualitäten haben.

3.    Erinnerst du dich noch an dein erstes Interview? Was hättest du damals gerne vorher gewusst?

Oooohjaaaa! Dass die Menschen, die befragt werden, durchaus ihre eigene Agenda haben und auch eine Botschaft platzieren wollen, statt brav zu antworten. Und auch nervös sind. Und dass es nicht nur vollkommen ok ist, Gesprächspartner*innen zu fragen, warum sie Fragen nicht beantworten, sondern dass das die Aufgabe von Journalist*innen ist und zur Kunst der Interviewführung gehört. 

4.    Kannst du mit uns eine besondere Anekdote oder Erfahrung teilen, die dir in Erinnerung geblieben ist, während du ein Interviewtraining geleitet hast?

Ein Interviewgast war 2022 u. a. zum Thema KI eingeladen und sagte mal eben so in einer seiner Antworten – quasi in einem Nebensatz – dass wir es nicht mehr schaffen würden, KI zu kontrollieren und im Zaum zu halten. Der Zug sei abgefahren… Das hat mir tüchtig zu denken gegeben.

5.    Welche Interviewfrage würdest du dir selbst stellen?

Warum gibt dir dein Beruf so viel? Und wann hörst du auf zu arbeiten?

6.    Macht dich KI bald arbeitslos? Oder wirst du bald Programmierer*innen coachen? 

Das ist mal eine sehr gute Frage! KI wird evtl. auch die Programmierer*innen arbeitslos machen, oder? 
Einerseits gibt es Expert*innen, die jetzt schon sagen, dass wir gar nicht ermessen können, was KI bereits kann und wo sie schon wirkt. Vielleicht möchte ich das auch einfach nicht wahrhaben.– siehe oben. Andererseits: Ich glaube, Beziehungsgestaltung, Augenhöhe, Respekt, Wertschätzung, kurz: Haltung – da wird der KI immer ein Quäntchen fehlen. Hoffe ich… Darum können nur Menschen anderen Menschen dabei helfen, zu lernen, Interviews auf Grundlage dieser Dinge zu führen. 
Eine Frage, die viel Aufmerksamkeit verlangt und noch mehr Information – vielleicht ein Thema für ein Grimme-Seminar?!

7.    Welches Seminar unserer Reihe „Qualifizierung kompakt“ würdest du selbst gerne einmal besuchen?

Nur eins? Dann „Storytelling“. Wenn zwei, noch „Social und Cross Media in der Praxis“ dazu.

Das Interview ist erstmalig erschienen im grimme-Jubiläumsheft zum 50. Geburtstag des Grimme-Instituts im September 2023.