Veranstaltungsdokumentation: Seminar Medienjournalismus

Über Medien informieren 2025

Eine Gruppe junger Menschen sitzt an einem Tisch und diskutiert während einer Gruppenarbeit
Foto: Stefan Schröer / Grimme-Akademie

18 Nachwuchsjournalist*innen treffen auf 8 etablierte Medienjournalist*innen

Im Mittelpunkt des Seminars "Über Medien informieren" (02.-04.07.2025) stand vor allem die Frage: „Wer spiegelt die Medien?“ – also die journalistische Beobachtung und Einordnung der Medien selbst. Themen wie Medienvertrauen, Qualitätssicherung, Fehlerkultur, Selbstkritik sowie die Auswirkungen von Digitalisierung und künstlicher Intelligenz auf den Journalismus wurden intensiv diskutiert.

Der erste Tag wurde genutzt, um eine gemeinsame Basis zu schaffen: Warum interessierten sich die Teilnehmenden für Medienjournalismus und wer war eigentlich alles vor Ort? Schnell stellt sich raus, dass einige Teilnehmenden bereits selbst medienjournalistisch gearbeitet haben: Podcasts zu Medien und Feminismus, Medienkritik auf Instagram und kritische Auseinandersetzungen mit Berichterstattung wurden bereits produziert. Am Nachmittag erarbeitete sich das Seminar eine grundlegende Definition von Medienjournalismus und schuf sich einen Überblick über bestehende deutsche Formate.

Trotz erhöhter Teilnehmendenzahl (von 15 auf 18 Personen) entstand wieder eine persönliche Atmosphäre, in der der offene Austausch mit Fachleuten aus der Branche möglich war und die eigenen Perspektiven geschärft werden konnte.
Ab dem zweiten Tag konnten die Teilnehmenden Referent*innen unabhängiger Formate wie z.B. DWDL.de und Medium Magazin befragen. Aber auch öffentlich-rechtliche Formate, darunter Töne, Texte, Bilder (WDR) und @mediasres (DLF) waren vertreten und gaben Einblicke in den Alltag von Medienjournalist*innen. Ein Besuch bei RTL Deutschland warf das Licht auf die anderen Akteure mit Bezug zum Medienjournalismus: Medienpolitiker*innen und Unternehmenssprecher*innen. Mit Claus Grewenig und Eva Messerschmidt wurden Perspektiven deutlich, mit denen sich Medienjournalist*innen tagtäglich über Anfragen und Recherchen auseinandersetzen. 

Die Rolle von Medienjournalismus im Lokalen konnte Anne Burgmer am letzten Seminartag beleuchten. Wenn auch nicht täglich im Kölner Stadtanzeiger vertreten, spielt das Thema Medien doch eine wichtige Rolle in der Gesellschaft und sollte auch vom Lokaljournalismus behandelt werden. Die Perspektive wurde dann mit Annika Schneider von Übermedien nochmal geweitet. Das Format erreicht erfolgreich über die Sozialen Medien Menschen mit dessen Medienkritik. 

Eins war am Ende der drei Tage sicher: Die Herausforderungen im (Medien)Journalismus sind vielzählig, aber die Arbeit umso wichtiger. Zahlreiche Chancen für die Branche sehen wir in den bestehenden Formaten und den jungen Nachwuchs-Journalist*innen. 

Mit dabei waren Brigitte Baetz (freie Medienjournalistin), Anne Burgmer (Kölner Stadt-Anzeiger), Claus Grewenig (Mediengruppe RTL, VAUNET), Steffen Grütjen (Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt), Martin Krebbers (Deutschlandfunk), Thomas Lückerath (DWDL), Eva Messerschmidt (Mediengruppe RTL), Stefan Raue (Deutschlandradio), Annika Schneider (Übermedien), Çiğdem Uzunoğlu (Grimme-Institut), Frederik von Castell (medium) und Martha Wilczynski-Bartels (WDR).

Seminar

Das dreitägige Seminar „Über Medien informieren“ bietet einen Überblick der wesentlichen Felder medienjournalistischen Arbeitens und vermittelt dabei Grundlagen über den Medienmarkt. Journalist*innen, die am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn stehen, bekommen hier Einblicke in ausgewählte Formate und sammeln Kontakte in diesem besonderen Feld des Journalismus:

Referent*innen aus Hörfunk, TV, Print und Online stellen sich und ihre Formate vor und diskutieren mit den Teilnehmenden relevante Fragestellungen. Eine Exkursion zu RTL rundet das Programm ab. Das Interesse an einer aktiven Teilnahme im Seminar wird vorausgesetzt: In den Diskussionen, den Gesprächen mit den Gästen sowie in kurzen Übungsphasen.

Zielgruppe

Das Seminar richtet sich insbesondere an Nachwuchsjournalist*innen (Studierende, Volontär*innen, Berufseinsteiger*innen) mit Interesse an der Medienberichterstattung. Erste berufliche Erfahrungen (Praktika, Volontariat, freie Mitarbeit etc.) sollten vorhanden sein. Eine Altersbegrenzung besteht nicht. Bewerben können sich Interessierte, die sich einen Einblick über das Arbeitsfeld Medienjournalismus verschaffen möchten und Spaß an Gesprächen und Diskussionen mitbringen.

Bewerbungsverfahren

Die Grimme-Akademie schreibt das Seminar für maximal 15 Plätze aus.

Das nächste Seminar findet voraussichtlich 2026 statt.

Informationen

Grimme-Akademie
Stefan Schröer
Telefon: 02365 9189-45
E-Mail: akademie@grimme-institut.de

Mit freundlicher Unterstützung der

Das sagen Teilnehmer*innen über das Seminar

 

Elisabeth Ries

Elli Ries ist Wissenschaftsredakteurin bei Twentytwo Film. Sie produziert und hostet außerdem als Freie Journalistin „X und Y - Der Podcast über Medien und Feminismus“, wo sie einmal im Monat aus feministischer Perspektive auf die Medienwelt blickt. Volontiert hat sie an der RTL Journalistenschule und vorher Ressortjournalismus und Multimediale Kommunikation studiert. Sie war Teilnehmerin des Seminars 2025.

„Tagesaktuelle Medien sind mit den rasanten politischen Umschwüngen heute kaum in der Lage, mehr als ein pures Abbilden zu leisten; Hinterfragen und Einordnen bleiben in der Schnelllebigkeit des Internetzeitalters auf der Strecke. Als Medienkonsumentin finde ich das zunehmend ermüdend, als Journalistin finde ich es teils brandgefährlich. Das Seminar der Grimme-Akademie setzt genau da an: Wir dürfen uns nicht ausruhen auf dem, was immer schon so war, sondern sollten unseren Journalismus hinterfragen, so oft und so weitreichend es geht. Medienjournalismus in all den verschiedenen Formen und Menschen, wie wir im Seminar kennengelernt haben, kann ein Baustein dafür sein und ich kann diese drei selbstkritischen Tage voller Austausch nur empfehlen!"

 

Melvin Schwertel

Melvin Schwertel ist freier Journalist und Moderator in Köln. Er arbeitet unter anderem für das Politikum bei WDR5 und den Deutschlandfunk, wo er gesellschaftspolitische Themen verständlich aufarbeitet. Außerdem studiert er Medienkulturwissenschaft und Philosophie an der Universität zu Köln. Im universitären Kontext leitet und moderiert er die Politiksendung des Studierendenradios.. Er war Teilnehmer des Seminars 2024. 

„Immer mehr Menschen verlieren das Vertrauen in uns. Als junger Journalist bekommt man diese Tendenz häufig zu spüren. Hinzukommen die verschiedenen Krisen, die die Problematik verstärken. Das Seminar „Über Medien informieren 2024“ bietet eine Lösungsmöglichkeit an. Wenn wir uns und unsere Berichterstattung hinterfragen, schaffen wir nicht nur dringend notwendige Transparenz, sondern wir nehmen Menschen an die Hand. In dem Moment der Selbstkritik zeigen wir also, dass wir nicht nur austeilen können mit scharfer Kritik, sondern auch einstecken können. Das macht uns nahbarer und damit auch unsere Berichterstattung. Ich habe einige Erkenntnisse von den Referent*innen mitnehmen dürfen, aber die eindringlichste ist: Wagt Selbstkritik - es wird sich lohnen.“

 

Klara Hofmann

Klara Hofmann arbeitet als multimediale Reporterin für den SWR-Hörfunk, Online und als Social-Reporterin für DASDING sowie als Freie im WDR Newsroom. Davor studierte sie Sozial- und Organisationspädagogik in Trier und Toronto. Sie war Teilnehmerin des Seminars 2023. 

„Ein Seminar, in dem nicht nur eine ganze Bandbreite von Referent:innen aus dem Medienjournalismus über ihre Arbeit sprechen, sondern vor allem auch die Möglichkeit zum direkten Austausch mit ihnen gibt. Und genau das war so bereichernd für mich: Das Seminar gibt viele Einblicke in unterschiedliche medienjournalistische Formate, es gibt Raum für (Selbst-)Reflexion über die eigene Arbeit und macht klar: In Zeiten von Kriegen und Krisen, Herausforderungen der Digitalisierung wie dem Einsatz von künstlicher Intelligenz und teils schwankendem Medienvertrauen ist starker Medienjournalismus mehr denn je ein essentieller Teil des Journalismus. Es war toll, eine so starke Vernetzung innerhalb der Seminargruppe zu erleben - sodass wir abends noch zusammensaßen und über die Inputs der Tage diskutiert haben. Solche wertvollen Seminare sollte es viel öfter geben!“

 

 
Die Teilnehmenden des Seminars "Über Medien informieren 2025" auf einer sonnenbeschienenen Terrasse
Die Teilnehmenden des Seminars "Über Medien informieren 2025". Fotos: Stefan Schröer / Grimme-Institut