Veranstaltungsdokumentation: RadioNetzwerkTag 2021

Zwischen Innovation und Lösungsorientierung

Impressionen vom 5. RadioNetzwerkTag 2021
Impressionen vom 5. RadioNetzwerkTag 2021 für Nachwuchsjournalist*innen, Auszubildende und Ausbilder*innen und alle Interessierten. Im Bild: Dennis Horn.

Nein, auch der 5. RadioNetzwerkTag musste am 2. Dezember online stattfinden – wie im vergangenen Jahr – und konnte nicht wie in den Jahren zuvor in der Evangelischen Akademie in Frankfurt am Main veranstaltet werden. Dafür konnte auch die 5. Auflage den Anspruch einlösen, neue Impulse zu setzen, für Vernetzung zu sorgen und Optimierungsbedarfe – auch für zukünftige Erfolgschancen – zu beschreiben, mithin Plattform für Qualifizierung, Austausch und die Förderung neuer Ideen zu sein.

Konkreter ging es diesmal um die Frage(n): Wie entsteht innovatives Radio? Wie sieht es mit der Vielfalt hinter den Mikrofonen aus und warum ist sie gerade heute so wichtig? Wie weiter nach dem Volontariat? Wo und wie finden sich die Radiotalente von morgen? Und wie kann Radiojournalismus aussehen, der neben Problemen auch Lösungen und gute Beispiele präsentiert?

Antworten suchten und diskutierten fast 140 Radiojournalist*innen aus allen Teilen Deutschlands im Rahmen des RadioNetzwerkTags, der wieder von der Grimme-Akademie, der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien, der Landesanstalt für Kommunikation Baden- Württemberg, der Medienanstalt Rheinland-Pfalz und der Evangelischen Hörfunkschule Frankfurt gemeinsam ausgerichtet wurde - mit Unterstützung der ARD.ZDF Medienakademie. Aycha Riffi, Leiterin der Grimme-Akademie, moderierte die Veranstaltung.

Das Radio als krisenfestes Medium

Die Direktoren der beteiligten Landesmedienanstalten meldeten sich in Interviews oder persönlichen Videobotschaften zu Wort. So stellte Joachim Becker, Direktor der Medienanstalt Hessen im Interview klar: „Es ist eine gute Entscheidung, sich für ein Volontariat im Radio zu entscheiden. Qualitätsjournalismus ist – besonders in Krisenzeiten – gefragt wie nie!“ Eine gute Ausbildung vermittele hier das geeignete Handwerkszeug, Becker weiter: „Radiojournalismus von heute ist aber auch multimedial und stellt junge Journalist*innen vor anspruchsvolle Herausforderungen.“ Es erfordere daher eigenes Engagement sowie fundiertes Wissen über die Online-Arbeit, um in seinem Job erfolgreich zu sein. Daher sind Veranstaltungen wie den RadioNetzwerkTag auch so wichtig.

„Radio ist in Pandemiezeiten nicht nur ein wichtiges und verlässliches Medium, es erfindet sich auch immer wieder neu“, so Dr. Wolfgang Kreißig, Präsident der LFK Baden-Württemberg, in seiner Videobotschaft. Gerade bei Jüngeren werde es nach wie vor geschätzt, so Dr. Kreißig weiter, das belege etwa die aktuelle JIM-Studie. Und Dr. Marc Jan Eumann, Direktor der LMK Rheinland-Pfalz, machte in seiner Videobotschaft deutlich: „Gerade die Flutkatastrophe habe gezeigt, was das Radio kann und so wichtig macht,“ deshalb sorge er sich auch nicht um dessen Zukunft.

Innovation und Kultur, Plädoyer für mehr Diversität und der Abschied vom Perfektionismus?

Wie kommt die Innovation ins Radio? Diese Frage diskutierte Moderator, Autor und ARD-Digitalexperte Dennis Horn, der bei seinem Heimatsender WDR den Innovation Hub mitentwickelt und aufgebaut hat. In seiner Keynote und einem daran anschließenden Workshop machte er darauf aufmerksam, dass Innovation vor allem eine besondere Unternehmenskultur voraussetze, gerade wenn es um digitale Räume gehe, die mehr seien als einfach nur neue Ausspielwege. Das Problem sei nur: „Die Kultur kommt immer zum Schluss“, so Horn.

Darüber hinaus brauchen Radiosender für das „Anschieben“ von Innovationsprozessen ein anderes Selbstverständnis: „als Digitalmarke“, so Horn weiter. Gleichzeitig müssten die Zielgruppen geschärft werden – jenseits von „Journalismus für alle“. Divers zusammen gesetzte Teams sind dabei von großer Wichtigkeit. Und: „Medienhäuser müssen ihren journalistisch geprägten Perfektionismus ablegen“, denn vielfach werde erst gesendet, wenn das Produkt perfekt sei. Für Innovationsprozesse, führte Horn fort, „müssen wir mehr in eine Rolle kommen, wo wir erst mal machen und dann schauen, wie es weiter geht.“

 


Austausch unter Kolleg*innen: die Workshops

Weitere Workshops gab es u.a. von der Radiomacher*in Anh Tran (Beste Newcomerin Deutscher Radiopreis 2020), die sich mit dem Thema Diversity im Radio auseinandersetzte – aus einer ganz persönlichen Perspektive. Neben der Frage wie sich Vielfalt im Radio anhand von Themen und Programmschaffenden definiere, wurden auch individuelle Eindrücke und Erlebnisse unter den Teilnehmenden besprochen. „Warum braucht das Radio echte Menschen?“ Diese Frage diskutierte Colleen Sanders (Radio Lippewelle Hamm) in ihrem Workshop zum Thema Radio-Personality, während Christian Conradi (Viertausendhertz) fragte: „Von Podcasts leben. Wie geht das?“ Er hatte Antworten parat, stellte unterschiedliche Monetarisierungsmodelle im Audiobereich vor, einschließlich ihrer für und wider. 

Vor allem an Volontär*innen und Newcomer*innen richtete sich ein Workshop zu beruflichen Perspektiven und aktuellen Herausforderungen in der auditiven Medienlandschaft von und mit Andreas Fauth (Hörfunkschule Frankfurt). Ein spezielles Angebot für Ausbildende war der Workshop zum Thema Talent-Scouting in der Radiobranche von Tobias Geißner-Donth (ARD.ZDF Medienakademie): „Auf der Suche nach (Radio-)Talenten“, schließlich plagen auch den Audiobereich – insbesondere bei den Lokalradios – zunehmend Nachwuchssorgen.

Lösungsorientierter Radiojournalismus

„Radio ist ein intimes Medium, es gelangt buchstäblich in den Kopf vieler Menschen“, so Journalistin Ellen Heinrichs (Deutsche Welle) in einem abschließenden Input zum konstruktiven Journalismus im Radio, daher sei der hier gepflegte Journalismus so bedeutsam. Also müsse es Radiojournalist*innen interessieren, welche Art von Informationen und Narrativen sie bereitstellen – bis hin zum Nachdenken über die Frage: „Wie ist deren Wirkung?“ Lösungsorientierung sei deshalb so eminent wichtig, viele gute Beispiele sah sie bereits beim Sender NDRinfo.


Auszeichnung für hervorragende Volontariate – das Radiosiegel 2021

Ebenfalls ins Netz verlagert, wurde die Verleihung des Radiosiegels für eine besonders hochwertige Ausbildung im Privatradio. Für den Preis konnten Volontär*innen ihre Arbeitgeber*innen vorschlagen, ausgezeichnet wurden in diesem Jahr schließlich 28 Privatsender. Sie konnten sich in einer Videobotschaft präsentieren – der Abschluss des 5. RadioNetzwerkTages.

Und wie geht es weiter? Der nächste RadioNetzwerkTag findet am 1. Dezember 2022 in Frankfurt a.M. statt.

Impressionen vom 5. RadioNetzwerkTag 2021 für Nachwuchsjournalist*innen, Auszubildende und Ausbilder*innen und alle Interessierten. Im Bild: Aycha Riffi (Moderation & Leitung Grimme-Akademie)
Joachim Becker, Direktor der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (LPR Hessen)
Dennis Horn (Digitalexperte)
Keynote "Wie kommt Innovation ins Radio?" von Dennis Horn
Dr. Marc Jan Eumann, Direktor der Medienanstalt Rheinland-Pfalz
Dr. Wolfgang Kreißig, Präsident der LFK Baden-Württemberg
Keynote: "Only bad news are good news? Konstruktiver Journalismus im Radio" von Ellen Heinrichs (DW)
Verleihung des Radiosiegel 2021
So sehen Gewinner*innen aus!



Der RadioNetzwerkTag ist eine gemeinsame Veranstaltung der Grimme-Akademie mit

Mit freundlicher Unterstützung von