Veranstaltungsdokumentation: Seminar Medienjournalismus

Über Medien informieren 2022

Junge Journalist*innen arbeiten über ihre Laptops gebeugt
Foto: Stefan Schröer / Grimme-Akademie

Vor der eigenen Haustür kehren

Selten war das Misstrauen gegenüber den Medien so stark wie heute – nicht zuletzt am öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der nach dem rbb-Skandal in der Kritik steht. Verfestigen Medienjournalismus und -kritik diese Vorurteile oder können sie die Glaubwürdigkeit von Journalismus stärken?

Nicht zuletzt diese Frage diskutierten junge Nachwuchsjournalist*innen im viertägigen Qualifizierungsseminar „Über Medien informieren“, das Ende September 2022 in Köln stattfand. Im von der Grimme-Akademie mit Unterstützung von DWDL.de veranstalteten Seminar stellten Referent*innen aus Hörfunk, TV, Print und Internet stellen ihre Arbeit vor.

Gemeinsam mit Medienjournalist Steffen Grimberg (taz/MDR) wurden die Grundlagen der Kontrollinstanzen sowie der Medienaufsicht und -regulierung erarbeitet. Ellen Ehni, WDR-Chefredakteurin für den Bereich Fernsehen, tauschte sich mit dem Seminar unter anderem über die eigene journalistische Laufbahn und Auslandsberichterstattung im Hinblick auf den Ukraine-Krieg aus, während WDR-Chefredakteur Stefan Brandenburg eine Einführung in die Arbeit des Newsrooms gab. Dabei ging er auch auf Flutkatastrophe in Wuppertal im Juli 2021 ein, nach der der WDR heftig kritisiert wurde.

Einer der Kritiker der WDR-Berichterstattung zum Unwetter war Thomas Lückerath, Chefredakteur des Branchenmagazins DWDL.de, das er noch in seiner Studierendenzeit mitgründete. Er stellte anhand konkreter Beispiele dar, wie neben Einschaltquoten und Neuigkeiten aus der Branche auch die Medienkritik zur Arbeit gehöre. Interview-Expertin Senta Krasser (Medium Magazin/DWDL) gab den Teilnehmenden praktische Tipps mit und teilte einige ihrer Strategien zur Überzeugung von Interviewpartner*innen. Für eine praktische Übung zur TV-Kritik war Kultur- und Medienredakteurin Anne Burgmer (Kölner Stadtanzeiger) zu Gast.

Medienjournalismus im Netz, allerdings abseits der etablierten Medien, leistet Fynn Kröger (Ultralativ). Mit seinen Videoessays arbeitet er medienjournalistische Themen über YouTube auf. Ein Aushängeschild der Medienkritik im Netz ist das Onlinemagazin Übermedien. Redaktionsleiter Frederik von Castell diskutierte mit den Teilnehmenden unter anderem, wie man versuche, Medienkritik auch konstruktiv zu gestalten. Als von Abonnent*innen finanziertes Magazin genießt Übermedien ähnlich wie DWDL.de eine besondere Unabhängigkeit. Größten Respekt habe Castell daher vor Medienjournalismus im eigenen Hause. Genau diesen mussten Antje Allroggen (@mediasres; Dlf) und Thomas Vehling (Töne, Texte, Bilder; WDR) im Nachklang der rbb-Krise leisten. Gemeinsam mit den Teilnehmenden wurden Unterschiede ihrer Sendungen bezüglich Produktion, Auswahl von Themen und den verschiedenen Zielgruppen der Formate herausgearbeitet.

Nicht zuletzt verdeutlichte der Austausch mit den Referent*innen den dringenden Bedarf an Medienjournalist*innen und die zunehmende Relevanz des Medienjournalismus. Denn so das Medienangebot durch das Netz heute vielfältiger ist als je zuvor, so ist auch die kritische Einordnung der Medien und das Informieren über ihre Funktionsweisen wichtiger denn je.

Alle Informationen, Termine und Anmeldung für das Seminar 2023 finden Sie hier.

Informationen

Grimme-Akademie
Stefan Schröer
Telefon: 02365 9189-45
E-Mail: akademie@grimme-institut.de

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